Meditation ist ganz leicht und unheimlich schwer zugleich. Es ist leicht, sich auf ein weiches Kissen zu setzen, die Augen zu schließen und still zu sein, aber es ist schwer, wenn man dann dort seinen Gedanken gegenüber tritt: Gedanken, die aufploppen wie zerplatzende Seifenblasen, Hektik verbreiten und mich unruhig auf meinem Kissen hin- und her rutschen lassen. Plötzlich kommt mir meine To Do-Liste in den Sinn und Aufgaben, die ich ganz vergessen hatte und dringend priorisieren müsste. Auf einmal erscheint alles gleich wichtig und dringlich und je mehr mich die Ruhe umgibt, desto lauter wird es in meinem Kopf.
Ich muss gestehen, dass es mir trotz zahlreicher Versuche nicht gelungen ist, “einfach so” zu meditieren. Also mich Zen-gleich auf den Atem zu konzentrieren und “die Gedanken wie Wolken vorüber ziehen zu lassen”. Meine Gedanken ziehen nicht wie Wolken: sie kleben im Sichtfeld fest, versperren den Blick und werden schwer wie Felsen, die sich partout nicht bewegen lassen wollen.
Wieso ich es doch immer häufiger wenigstens für zehn Minuten schaffe, auf dem Kissen zu bleiben, ist eine Stimme im Ohr – in meinem Fall die von Tamara Levitt von “The Daily Calm”. Calm ist eine – leider kostenpflichtige App – die Meditation in Häppchen bietet. Der oder die Hörer:in werden am Eingang abgeholt und an die Hand genommen. Fast liebevoll zupft sich so das Kissen zurecht, richtet sich der Rücken auf, lockern sich die Schultern, beruhigt sich der Atem. Mit der Stimme im Ohr, die mir sagt, was ich zu tun habe, lassen sich die Gedanken ein wenig zurück drängen und versperren nur noch ab und zu die Sicht. Tamara ruft mich dann liebevoll zurück und ermutigt, nicht zu verzweifeln, sondern einfach neu den Fokus auf das Atmen zu richten. Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen. Eigentlich ganz einfach.
Auf der Suche nach Meditations-Apps habe ich Verschiedenes getestet und bin immer wieder zu Calm zurück gekehrt. Das ist aber Geschmacksache. Der Markt der Meditations-Apps wächst und es gibt mittlerweile sogar Angebote in Kooperation mit der Krankenkasse. Eine kostenlose App, die ich auch gern verwende, ist Insight Timer. Hier gibt es die Möglichkeit, zusammen mit Mit-Meditierenden rund um den Globus an einer Live-Session teilzunehmen und sich quasi von Kissen zu Kissen zu verbinden. Mit Anderen, die auch den Blick nach innen richten und versuchen, ihre Gedanken als Wolken zu betrachten und nicht als Realität.
Wer dennoch einen Schritt weiter gehen möchte, dem sei ein Buch ans Herz gelegt: “Gesund durch Meditation” von Jon Kabat-Zinn (ISBN 978-3596171248). Jon Kabat-Zinn hat sich Zeit seines Lebens dafür stark gemacht, die Praxis der Achtsamkeit zu beforschen und bekannter zu machen. In der von ihm gegründeten Stress Reduction Clinic wurde MBSR entwickelt, ein 8-wöchiger Kurs bestehend aus Achtsamkeitsübungen und -meditationen, der beachtliche Erfolge feiert. Mit Hilfe seines Buchs kann dann jede:r die Übungen auch für sich zu Hause durchführen und erste Momente der heilsamen Wirkung von Meditation erfahren.